Hugo Kämpf Ratgeber

Die unsichtbaren Helfer der Eiche: Wurzeln, Pilze und Bodenleben

Die unsichtbaren Helfer der Eiche

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Die Eiche gilt als Symbol der Stärke, Beständigkeit und Langlebigkeit. Doch was viele nicht wissen: Ihre wahre Kraft liegt nicht nur in ihrem imposanten Stamm oder der dichten Krone, sondern vor allem unter der Erde. Dort verbirgt sich ein unsichtbares Netzwerk aus Wurzeln, Pilzen und Mikroorganismen, das entscheidend für das Überleben und Wachstum der Eiche ist. Diese Helfer spielen eine zentrale Rolle in einem faszinierenden Zusammenspiel von Naturkräften, das wir erst langsam zu verstehen beginnen.

 

Das Wurzelsystem der Eiche: Mehr als nur Verankerung

Die Wurzeln einer Eiche sind nicht nur dafür da, den Baum fest im Boden zu verankern – sie sind ein wahres Wunderwerk der Natur. Das weitreichende Wurzelsystem kann sich bis zu 20 Meter tief in den Boden erstrecken und ist so aufgebaut, dass es sowohl Stabilität als auch Zugang zu Wasser und Nährstoffen gewährleistet.

 

Die Pfahlwurzel: Der Anker der Eiche

Junge Eichen entwickeln zunächst eine kräftige Pfahlwurzel, die tief in den Boden wächst. Diese Hauptwurzel ermöglicht es der Eiche, Wasser aus tieferen Bodenschichten zu erreichen, selbst in Trockenperioden.

 

Das Netzwerk der Seitenwurzeln

Mit zunehmendem Alter bildet die Eiche ein weit verzweigtes Netz aus Seitenwurzeln. Diese Wurzeln breiten sich horizontal aus und nehmen Nährstoffe aus den oberen Bodenschichten auf. Sie interagieren mit Pilzen und Mikroorganismen, um die Nährstoffaufnahme zu maximieren.

 


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Die symbiotischen Helfer der Eiche: Mykorrhiza-Pilze und ihr universelles Netzwerk

Die Symbiose zwischen Mykorrhiza-Pilzen und der Eiche ist ein Paradebeispiel für die tiefgreifenden Verbindungen im Ökosystem. Doch diese Partnerschaft ist keineswegs einzigartig für die Eiche. Tatsächlich profitieren fast alle Baumarten weltweit von dieser faszinierenden Beziehung.

 

Ein Netzwerk, das Bäume verbindet

Rund 90 % aller Landpflanzen, darunter die meisten Laub- und Nadelbäume, sind auf Mykorrhiza angewiesen. Dieses "Wood Wide Web" spielt eine zentrale Rolle in der Natur, indem es nicht nur einzelne Bäume stärkt, sondern ganze Wälder miteinander vernetzt.

Laubbäume wie Buche und Ahorn: Sie gehen vor allem Partnerschaften mit Ektomykorrhiza oder arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen ein. Während die Buche von Pilzen profitiert, die die Wurzeln umhüllen und vor Schädlingen schützen, helfen arbuskuläre Pilze dem Ahorn, Mikronährstoffe effizienter aufzunehmen.

Nadelbäume wie Fichte und Kiefer: Auch Nadelbäume haben enge Symbiosen mit Pilzen. Fichten etwa nutzen die Fähigkeiten von Ektomykorrhiza-Pilzen, um Phosphor und Stickstoff aus nährstoffarmen Böden zu gewinnen. Kiefern profitieren von Pilzen wie Boletus (Röhrlinge), die nicht nur Nährstoffe liefern, sondern auch das Wachstum beschleunigen.

Tropische Baumarten: In den Tropen dominieren arbuskuläre Mykorrhiza-Symbiosen. Tropische Harthölzer wie Mahagoni überleben dank dieser Pilze auf nährstoffarmen Böden und tragen so zur enormen Artenvielfalt tropischer Wälder bei.

 

Die universellen Vorteile der Mykorrhiza-Symbiose

Ob Eiche, Buche oder Fichte – die Grundprinzipien dieser Partnerschaften sind ähnlich:

  1. Effiziente Nährstoffaufnahme: Die Pilze erschließen schwer zugängliche Nährstoffe wie Phosphor, Kalium und Stickstoff aus dem Boden.
  2. Erhöhte Trockenresistenz: Das Pilzgeflecht unterstützt die Bäume bei der Wasseraufnahme, besonders in Dürreperioden.
  3. Schutz vor Krankheitserregern: Die Pilze bilden eine schützende Barriere um die Wurzeln und verhindern so Infektionen.
  4. Bodenverbesserung: Durch die Zersetzung organischen Materials tragen die Pilze zur Humusbildung bei und fördern die Fruchtbarkeit des Bodens.

 

Warum ist die Eiche besonders gut angepasst?

Die Eiche profitiert nicht nur von der Symbiose, sondern zeigt auch eine besonders hohe Plastizität – die Fähigkeit, sich an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Während andere Bäume wie die Buche oder die Kiefer in sehr spezifischen Bodenverhältnissen gedeihen, kann die Eiche in verschiedenen Bodentypen überleben, da sie flexibel auf die Mykorrhiza-Symbiose reagiert.

 

 

 

Gefahren für das unterirdische Netzwerk

Das Leben unter der Erde ist empfindlich. Faktoren wie intensive Landnutzung, Schadstoffeinträge oder der Klimawandel können das Bodenleben und die Mykorrhiza-Symbiose massiv beeinträchtigen.

  • Bodenverdichtung: Schwere Maschinen können den Boden so stark verdichten, dass Wasser und Luftzirkulation eingeschränkt werden.
  • Pestizide und Schadstoffe: Chemikalien können das empfindliche Gleichgewicht der Mikroorganismen stören und wichtige Partner der Eiche abtöten.
  • Klimawandel: Längere Trockenperioden und höhere Temperaturen verändern die Bedingungen im Boden und können das Wachstum der Mykorrhiza-Pilze hemmen.

 

 

Wie wir das unterirdische Netzwerk schützen können

Um die unsichtbaren Helfer der Eiche zu bewahren, müssen wir gezielte Maßnahmen ergreifen:

  1. Förderung von Mischwäldern: Vielfalt im Wald sorgt für ein stabiles Bodenökosystem.
  2. Schonende Forstwirtschaft: Der Einsatz leichter Maschinen und die Vermeidung von Bodenverdichtung schützen das unterirdische Netzwerk.
  3. Verzicht auf chemische Düngemittel: Natürliche Nährstoffkreisläufe müssen erhalten bleiben, um das Bodenleben zu fördern.
  4. Forschung und Aufforstung: Der Einsatz von Mykorrhiza-Pilzen bei Neupflanzungen kann jungen Eichen helfen, sich besser zu etablieren.

 

Fazit: Die Eiche und ihre unsichtbaren Helfer

Unter der Erde verbirgt sich ein beeindruckendes Netzwerk aus Wurzeln, Pilzen und Mikroorganismen, das die Grundlage für die Stärke und Langlebigkeit der Eiche bildet. Diese symbiotischen Beziehungen sind ein faszinierendes Beispiel dafür, wie komplex und vernetzt die Natur arbeitet.

Doch dieses System ist empfindlich. Der Schutz der unsichtbaren Helfer ist nicht nur entscheidend für die Zukunft der Eiche, sondern auch für die Gesundheit unserer Wälder insgesamt. Indem wir den Boden schützen und fördern, leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des gesamten Ökosystems – und zur Bewahrung eines Baumes, der seit Jahrhunderten ein Symbol für Beständigkeit ist.

 

Quellen und weiterführende Webseiten:

https://www.lwf.bayern.de/wissenstransfer/forstcastnet/234240/index.php

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/pflanzenoekologie/mykorrhiza

 

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