Schwindmaß und Quellmaß
Begriff | Definition |
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Schwindmaß und Quellmaß | Was ist das Schwind- und Quellmaß bei Holz?Wenn wir von Holz sprechen, denken viele zuerst an warme Farben, angenehme Haptik und das Gefühl von Natur. Doch Holz kann noch viel mehr – es „arbeitet“. Genau hier kommen das Schwindmaß und das Quellmaß ins Spiel. Diese beiden Begriffe beschreiben, wie stark sich Holz verändert, wenn es Feuchtigkeit aufnimmt oder abgibt. Und das ist längst nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint.
Warum „arbeitet“ Holz überhaupt?Holz ist ein hygroskopischer Werkstoff. Das bedeutet, es kann Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnehmen und sie auch wieder abgeben. Je nachdem, ob es gerade „trinkt“ oder „schwitzt“, quillt (vergrößert sich) oder schwindet (verkleinert sich) das Holz. Ist die Luft sehr trocken, gibt das Holz Feuchtigkeit ab und zieht sich zusammen. In feuchter Umgebung nimmt es dagegen Wasser auf und dehnt sich aus. Kurz gesagt:
Was passiert dabei genau?Stell dir die Zellstruktur des Holzes wie winzige Röhrchen und Kammern vor, die Wasser speichern können. Wenn viel Feuchtigkeit da ist, saugen sich diese Röhrchen voll und dehnen sich aus – das Holz quillt. Ist wenig Feuchtigkeit vorhanden, geben sie das Wasser ab und ziehen sich zusammen – das Holz schwindet.
Fasersättigung und GrenzenEs gibt einen Punkt, an dem die Zellwände komplett gesättigt sind. Darüber hinaus kann das Holz zwar noch zusätzliches Wasser zwischen den Zellen aufnehmen (zum Beispiel in Form von freier Flüssigkeit), aber die Zellwände selbst sind dann bereits „randvoll“. Die Volumenzunahme hört also irgendwann auf, wenn die Zellwände gesättigt sind.
Unterschiede zwischen HolzartenDass sich manche Holzarten stärker verziehen als andere, hängt vor allem von zwei Dingen ab: der Rohdichte (also wie kompakt das Holz ist) und eventuellen „Spezialzutaten“ wie eingelagerten Harzen oder Ölen.
Ein Klassiker: Fichte oder Kiefer schwindet und quillt spürbar, aber längst nicht so drastisch wie manch anderes Holz mit höherer Dichte.
Richtungsabhängigkeit: Holz ist nicht überall gleichHolz quillt und schwindet unterschiedlich stark, je nachdem, in welcher Richtung wir messen:
Kenngrößen im ÜberblickMaximales Quell- und Schwindmaß Das maximale Maß gibt an, wie stark sich das Holz vom komplett durchnässten Zustand (bei maximaler Feuchtesättigung) bis zum knochentrockenen Zustand (Darrzustand) verändert. Für viele Planungen ist dieser Wert extrem wichtig, weil er den „Worst Case“ beschreibt.
Differentielle Quellung Das klingt kompliziert, ist aber schlicht der Prozentsatz, um den sich das Holz bei 1 % Änderung der Holzfeuchte ausdehnt oder zusammenzieht. Das hilft, wenn man möglichst genau planen will, etwa bei Türzargen oder Fensterrahmen, die sich auf keinen Fall verziehen sollen.
Quelldruck Wenn das Holz quillt und nicht ausweichen kann (z. B. weil es fest in eine Konstruktion eingespannt ist), baut sich ein enormer Druck auf. Tatsächlich kann dieser Druck so stark werden, dass er sogar Beton oder Stein sprengen kann.
Praktische Relevanz:Risse und Verformungen vermeiden Wenn ein Holzwerkstück daran gehindert wird, sich auszudehnen oder zusammenzuziehen, entstehen Spannungen. Das führt zu Rissen, Verbiegungen oder Brüchen.
Optimale Holzfeuchte Damit Möbel in Wohnräumen nicht plötzlich klemmen oder wackeln, sollte das Holz auf die Umgebung abgestimmt sein. Bei Inneneinrichtungen liegt die gewünschte Holzfeuchte meist zwischen 8 und 12 %. Bauholz darf etwas mehr Feuchte haben (12–18 %).
Die Sache mit der Anisotropie Holz mit stark tangential verlaufenden Jahresringen neigt eher zum Verziehen. Wer also perfekt gerade Flächen braucht, sollte auf die Schnittführung (z. B. Rift- oder Quartierschnitt) achten oder sich für eine geeignetere Holzart entscheiden.
Behandlung und Modifikation
Ein Fazit mit AugenmaßDas Quell- und Schwindverhalten ist die vielleicht wichtigste Besonderheit von Holz. Deshalb achten Schreiner, Zimmerleute und Hobbyhandwerker gleichermaßen darauf, dass ihr Material unter möglichst konstanten Bedingungen gelagert, verarbeitet und eingesetzt wird. Das heißt aber nicht, dass Holz deswegen kompliziert oder unberechenbar wäre – im Gegenteil: Hat man die Grundprinzipien verstanden und das richtige Holz sowie die richtige Konstruktion gewählt, lassen sich wunderbare, langlebige Produkte herstellen, die ihre ganz natürliche „Bewegungsfreiheit“ behalten.
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